Schützenbrüderschaft" von 1787
noch original vorhandenen

Wenn Bücher erzählen könnten! Es wäre wohl hochinteressant

Die wechselhafte Geschichte dieses existierenden Buches "Zellerfelder Schützengesellschaft 1787" zu hören.
Die Zellerfelder Schützengesellschaft ist mit Recht stolz darauf dieses über 230 Jahre alte Dokument noch in ihrem Besitz zu haben. Es steht fest, dass mit dem Jahre 1787 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Zellerfelder Schützengesellschaft beginnt. Nach dem vorliegenden Buch ist am 1o, Juni 1787 die Schützenbrüderschaft unter der Führung von Schützenvogt Röder neu begründet worden. Warum diese neu begründet wurde, lässt sich nicht mehr genau feststellen. So vermutet der frühere Chronist Friedrich Gärtner, dass die Zellerfelder Schützengesellschaft einige Jahre vor dieser Neubegründung aus irgendwelchen Gründen geruht hat. Oder das innerhalb der Schützengesellschaft Differenzen bestanden, die zu diesem Schritt geführt haben. Da auch die Stadtverwaltung und Bergbehörde von alters her das Schützenwesen im Oberharz gefördert und begünstigt haben, besteht die Möglichkeit, dass diese Neubelebung im Jahre 1787 der Initiative dieser Behörden entspringt.

So finden wir auf der ersten Seite folgende Einleitung:

"Zur Merkung derer Schützen die die Brüderschaft

gelöst haben, welches von Herrn Schützenvogt

Röder eingeführt im Jahr 1787; den 10. Junius."

Nachfolgend haben sich, wie es auf der 2. Seite heißt, alle
„neuankommenden Schützen" in die Brüderschaft mit ihrem Lösungsbeitrag eingetragen.

so z.B.

Richter Ebert  

3 Gr.

Kämmerer Westeling

3 Gr.

Steiger Schumm

3 Gr.

Steiger Baum

4 Gr.

Steiger Lichtenberg

3 Gr.

Steiger Böhm

3 Gr.

Untersteiger Denecke

4 Gr.

Gastwirt Creutzig

2 Gr.

Hutmachermstr. Engel

2 Gr.

Bäckermeister Mahn  

2 Gr.

 Bei dem Steiger Lichtenberg handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Vorfahren des Kunstknechtes Lichtenberg, welcher 1833 einen erheblichen Anteil an der Erfindung der Fahrkunst hatte.

Zwischen den Namen der neuankommenden schützen findet man Eintragungen, wie zum Beispiel:

1808 "Am 22. Mai sind 9 schwarze Schuss gefallen,
die folgende Schützen geschossen haben: Steiger Mootz,
Felix Schade, Untersteiger Rebentisch, Untersteiger Laux,
Karl Schade, Meister Ulrich."

oder von einem beinahe Schießunfall im Jahre 1812
”Am 9. August konnte Herz Schützenvogt Diener sein Leben verlieren und es wäre doch ewig schade gewesen.
Wenn man so einen großen Mann verlieren sollte, der sich doch nicht für das Feuer fürchtet."

Im Jahre 1867 taucht erstmalig der Name Tegtmeyer in der Schützenbrüderschaft auf. Dieser Fritz Tegtmeyer wurde
1861 als Sergeant der Armee des damaligen Königreichs Hannover anlässlich der Bergmannsunruhen  Clausthal und Zellerfeld mit nach dort abgeordnet und blieb nach seinem Ausscheiden aus der Armee erst als Prozeßagent, dann als Bürovorsteher—Worthalter und später Senator und Braudeputierter in Zellerfeld. Er wurde 1872 Schützenvogt in
Zellerfeld und bekleidete dieses Amt bis 1910.
Von 1882 bis 1924 war er außerdem   Präsident des Harzer Schützenbundes, der auf seine Initiative zustande gekommen war.

Tegtmeyer ist 1924 in Alter von 87 Jahren in Goslar verstorben.

Im Jahre 1877 finden wir zwei Eintragungen, welche offensichtlich englischer oder amerikanischer Herkunft sind. Es sind dies:

Jas. A. Neill und Lewis Dean, welche beide die Schützenbrüderschaft gelöst haben. Wenn man berücksichtigt, dass von Ca. 1820 bis 1850 eine Auswanderungswelle Oberharzer Bergleute in überseeische Länder stattgefunden hat, so kann man vermuten, dass es sich bei diesen beiden um Rückkehrer gehandelt haben könnte. Welche ihren denn in Englisch übersetzten Namen beibehalten haben.

So könnte, z. B. der Name Lewis Dean vom deutschen NamenLouis Diener abgeleitet worden sein.

Im Jahre 1887 wurde unter der Leitung von Schützenvogt Tegtmeyer ein großes Schützenfest abgehalten, das mit der Feier der 100. Wiederkehr der Erneuerung der Schützenbrüderschaft von 1787 verbunden war. Dieses Ereignis wurde in diesem Buch durch eine von dem Oberschützenvogt und Bürgermeister Wegener unterzeichnete Niederschrift bestätigt.

Nachdem, wie aus der Grafik “Gelöste Schützenbrüderschaft" ersichtlich, im 1. Weltkrieg und nach der Machtübernahme mit anschließendem 2. Weltkrieg das Schützenwesen auf Sparflamme kochte bzw. ganz zum Erliegen kam, so waren es im Jahre 1949 die Idealisten, welche sofort nach Wiederzulassung der Schützenorganisationen einen

Vorstand wählte und alle erforderlichen Formalitäten in die Wege leiteten.

Als Schützenvogt wurde in dieser Versammlung der ehemalige 1. Siebner Albert Jahn gewählt.
Diesem Mann war es gelungen, in der turbulenten Zeit der Besatzung dieses historische Büchlein "Schützenbrüderschaft von 1787", den silbernen Pokal von 1887  sowie die Fahne. Schärpen und Best- und Meistmannschilder dem Zugriff der Besatzer zu entziehen. Hiermit hat er der Zellerfelder Schützengesellschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Während seiner Zeit als Schützenvoqt wurde 1954 das 13.000 m große Gelände auf der Mühlenhöhe erworben und in einer noch nie dagewesenen Gemeinschaftsarbeit von
1954 — 196O das heutige Schützenheim erbaut.

Hierzu leisteten die zu eine: Arbeitsgemeinschaft zusammengeschweißten Schützenbrüder insgesamt
16.506 freiwillige Arbeitsstunden.

 Albert Jahn war seit 1919 Mitglied der Zellerfelder Schützengesellschaft, bekleidete die Ämter des  
1. und 2. Siebners und war von 1949 - 1959 Schützenvogt.

Er starb am 8.12.1966 im Alter von 76 Jahren.

Nach Albert Jahn übernahm im Jahre 1960 Siegfried Schulz das Amt des Schützenvogt's, welches er bis zu seinem Tod im Jahre 1972 innehatte. Siegfried Schulz hat sich große Verdienste beim Bau des Schützenheimes und auch des neuen Schützenplatzes erworben.

Seit 1972 stand mit Karl Facca ein Mann an der Spitze
der Zellerfelder Schützengesellschaft, welcher schon unter Albert Jahn und Siegfried Schulz van 1955 - 1972 als stellvertretende: Schützenvogt tat— kräftig mitgewirkt hat.
Als Schützenvogt leitet er seit 1973 die Zellerfelder Schützengesellschaft mit Können und Geschick.

1990 übernahm Jürgen Oppermann die Geschäfte des Schützenvogtes, unter ihm wurde eine weitere große Einsatzbereitschaft die Gesellschaft verzeichnet in dem man den Neubau der Schießanlage in Eigenarbeit vollendete.

2001 übernahm Rolf Köhler, der dann in der Jahreshauptversammlung 2002 zum Schützenvogt gewählt wurde.

1914 und 1951 tauchen zum ersten Mal Eintragungen von Frauen in der Schützenbrüderschaft auf. Doch diese hatten noch lange nichts mit der Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung der Frauen in der Zellerfelder Schützengesellschaft gegenüber den Schützenbrüdern zu tun.

Nachdem sich schon in den 60er: Jahren eine Damengruppe gebildet hatte, welche auch am Schießbetrieb teilnahm, so dauerte es bis 1971, dass die Schützenschwestern die Gleichstellung gegenüber den Schützenbrüdern erreichten. Seitdem dürfen sie auch die Schützenbrüderschaft lösen. Die Schützenschwestern der ersten Stunde sind laut Eintragung:

Helene Müller, Lisa Berends. Rita Strietzel, Inge Fiekert,
Erika Müller, Gisela Kaiser, Ilse Linnert sowie Ruth Schroers.

zu der Gleichstellung der Frauen lässt sich noch anfügen, dass es sich   als  segensreich für die Zellerfelder Schützengesellschaft ausgestellt hat, sind es doch gerade die Damen, welche so oft als gute Geister fungieren, sei es bei Versammlungen, Festlichkeiten um nur einiges zu nennen. Schießsportlich stehen sie sowieso den Schützenbrüdern nichts nach.

Alle neuankommenden Schützen"  sollen sich in die Brüderschaft mit ihrem Lösungsbeitrag eintragen.